Geschichte der Kapelle und Dorf Klein Wiershausen
Klein Wiershausen wurde um die 1. Jahrtausendwende gegründet. Dies ist aus der Ortsnamenendung „-hausen“ zu erkennen. Während die älteren Orte mit der Endung „-hausen“ schon um 800 n. Chr. in günstigen Lagen entstanden sind, wurden die „-hausen“- Orte die ungünstigere Voraussetzungen hatten (Boden, Wasser, Wege) erst bis zu einigen hundert Jahren später gegründet. Ein Fund aus der Jungsteinzeit zeigt, dass unsere Umgebung zumindest für die Jagd besucht wurde. Im Jahre 1989 wurde auf einem Feld nördlich der Heerstraße eine jungsteinzeitliche Pfeilspitze gefunden.
Als maßgebliches Gründungsjahr für einen Ort gilt aber immer die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Ein solches Dokument, aus dem Jahre 1303, befindet sich im Staatsarchiv Würzburg. Es besagt, dass Margareta, Äbtissin des Stiftes Gandersheim, drei Hufen Land (ca. 90 Morgen), das der Ritter Friedrich von Rosdorf zu Lehen hatte, an den Erzbischof von Mainz übergeben wurden. Der Erzbischof Gerhard aus Mainz hat im Gegenzug, der Äbtissin den Zehnten des Dorfes Billerbeck abgetreten. Am 8. Mai 1303 wurde diese Urkunde ausgefertigt. Ein weiteres Dokument aus dem gleichen Jahr liegt im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel. Es ist auf den 20. Mai des Jahres 1303 datiert und beschreibt denselben Vorgang. Zumindest seit diesem Jahr besteht unser Dorf. Damit ist unser Dorf im Jahre 2003, 700 Jahre alt. Ein weiteres Dokument befindet sich im Göttinger Stadtarchiv. Es besagt, dass im Jahre 1334 ein Klein Wiershäuser als Bürger in die Stadt Göttingen aufgenommen wurde. Die Jühnder Herren übten das vollständige Ober- und Untergericht über Klein Wiershausen aus. Die Gerichtsbarkeit ist in Jühnde schon seit 1355 bezeugt. Wie lange jedoch Klein Wiershausen zu diesem Gericht gehörte ist noch nicht klar.
Der erste Grote in Jühnde war Otto. Er erwarb Klein Wiershausen am 6. Februar 1674. Er kaufte Klein Wiershausen, das bis dahin zu den Calenbergischen Lehen und früher schon einmal zu Jühnde gehörte mit anderen Dörfern zurück, mit denen er dann auch belehnt wurde (vergl. Jünemann S. 135). Um 1700 war Klein Wiershausen eng mit dem Gericht Jühnde verknüpft und wurde auch von dort aus verwaltet. Das Dorf zählte seit je her zum Amt Münden (nicht zum Amt Göttingen), dies ist auch noch an den Grenzsteinen in der Feldmark zwischen Klein Wiershausen und Settmarshausen, Grone und Ossenfeld zu erkennen. Während auf der einen Seite die Zeichen für das Amt Göttingen angebracht sind, sind auf der anderen Seite der Steine die Zeichen für das Amt Münden zu sehen. Aus den Kriminalakten des Jahres 1726 geht hervor, dass ein Zigeuner, namens Johann Friedrich, der einen seiner Weggefährten erschossen hatte, verhaftet und ohne vorherige Untersuchung gefesselt durch die Varmisser und Bördeler Feldmark nach Jühnde gebracht worden ist. Er ist dann mit dem Schwert vom Leben zum Tode gebracht worden. (vergl. J. Jünemann: „Tausendjähriges Jühnde“ S. 45). Um 1784 (Karte der Hannover‘schen Landesaufnahme) wurde Klein Wiershausen als selbständiges Gericht neben den bekannten Gerichten „Leineberg“ oder „Gleichen“ aufgeführt. In dieser Zeit bestand Klein Wiershausen aus 14 Herdstellen. Es wurde erst später (1830) dem Gericht (Patrimonialgericht) Jühnde zugeordnet. Im Jahre 1783 wurde auch die Chaussee Göttingen - Münden fertig gestellt, die vorherige Verbindung war die Heeresstraße Göttingen - Münden, die auf dem nördlichen Bergrücken etwa 300 Meter an Klein Wiershausen vorbei führt. Dieser Nähe zur Heeresstraße verdankt Klein Wiershausen die trutzige Wehrkirche, die es den Bewohnern ermöglichte, sich bei herannahenden Gefahren hinter den dicken Mauern zu verschanzen [Siehe Doktorarbeit zu den „zweistöckigen Kapellenbauten ...“]
Quelle: Josef Einhellig, Klein Wiershausen